Unsere Motorradtour 2018
Ok, die Überschrift ist nicht gerade reißerisch, aber auf die Schnelle ist mir nichts prickelndes eingefallen... obwohl die Fahrt schon lange vorher geplant war, hofften wir nach diesem Jahrhundertsommer auch in dieser Woche auf Sonnenschein... aber der Reihe nach.
1. September 2018
Als wir (das waren Andreas M. mit seiner Bandit 600N, Andreas W. mit seiner BMW GS 650 Twin, Thomas auf der Transalp XLV700, ich mit der Transalp XLV 600 und diesmal mit dabei Sohnemann Tobias mit seiner BMW GS 650 Single – also eine Handvoll Motorradfahrer) am Samstag, den 1. September in Niedernhausen nach gemeinsamen Gebet um 7:30 Uhr gestartet sind, fing alles ideal an: klarer Himmel, angenehme Temperatur, schnelles Vorankommen (1,5 Std. bis Würzburg), doch hinter Nürnberg zogen viele Wolken auf und um 11 Uhr wurden schon die Regenpellen übergezogen. In Denkendorf verließen wir die Autobahn wegen des Staus, zogen die 66 km Landstraße bis Landshut vor und machten im Gasthaus „Wadenspanner“ Mittag. Doch auch auf den folgenden 90 km bis Rosenheim wurde es nicht trocken, obwohl sich die Straße wunderbar fahren ließ. Das Fragen nach Österreich-Pickerln an diversen Tanken machte das Navi offenbar kirre, denn es wollte uns jetzt über Salzburg lotsen...doch nix da – zurück zum Inntaldreieck Richtung Kufstein, an der Raststätte Kiefersfelden bekamen wir auch die benötigten Aufkleber. Inzwischen ist es schon 17 Uhr und die ersehnte Kaffeepause muss ausfallen. Im Dauerregen über St. Johann, Kitzbühel Richtung Pass Thurn, in Jochberg noch kurz vor Ladenschluss was Essbares fürs Wochenende erstanden... als wir die 1274 m kurz vor Mittersill überqueren, zeigt das Thermo gerade noch 9°C an, doch wenigstens hat sich das Gerücht der Straßensperrung wegen eines LKW-Unfalls nicht bewahrheitet. Die Felbertauernstraße läßt sich super fahren und als uns der Tunnel (1607m) auf der Südseite wieder ausspuckt, hat sich sogar der Regen etwas verzogen... obwohl: Lienz hält uns trotzig ein triefnasses Schild „SONNENSTADT“ entgegen, was die ganze Zeit nicht richtig trocken geworden ist. Nun noch schnell die letzten 20 km über den Isselberg (1200 m) in Angriff genommen, und hinter Winklern kommt auch schon bald das Schild „Brenntratten“ im Mölltal, wo wir nach über 700 km um 19:30 Uhr ziemlich ermüdet unser Quartier beziehen..Tobi legt sich gleich schlafen , wir fahren noch schnell zum Stadlwirt nach Rangersdorf und ziehen uns ein Abendessen rein.
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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699.5 km | 12:25:03 | 5000 | 139.9 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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1540 m | 135 m | 1675 m | 5809 m | 5217 m |
2. September 2018
Der Sonntag begrüßt uns mit tiefhängenden Wolken und Nieselregen, keiner hat so recht Lust auf Fahren, so wird eben gewandert. Ausgesucht war ein Rundweg über Lainach, doch auch Karten und Wanderapps sind nicht 100%ig, plötzlich war der „befahrbare Wanderweg“ an einer Schlucht nicht mehr vorhanden und wir traten mit nassen Schuhen den Rückzug an – doch auch andere Wege führen zum Ziel, so kommen wir doch noch zu Kaffee, Strudel und Eis im Margaretenhof, das Zeltdach hält das gerade stattfindende Gewitter ganz gut ab. Trockenen Fußes erreichen wir unsere Ferienwohnung, die uns nicht so ganz gelungen vorkam.. anfangs nur 2 Messer für 5 Leute, Einrichtung aus den 50er Jahren, die Leselampe am Bett verdient den Namen nicht, Dunstabzug funktioniert nicht und die Schaltung der beiden Kochplatten gibt auch Rätsel auf – sie heizen nämlich nur abwechselnd. Die getrockneten Kröten auf dem Schrank und die super Aussicht können nur bedingt den fehlenden TV vergessen lassen, aber dafür vielleicht das riesige Wespennest gleich neben dem Fenster, wie der rege Flugbetrieb verrät. Die Bergspitzen zeigen frischen Schnee.
3. September 2018
Montag, 3.9. - beim einzigen Geschäft weit und breit besorge ich Frühstücksutensilien, gleich danach geht es on Tour. Während der Benzinpreis ein Lächeln herbeizaubert (124,9 Cent), tut es das Wetter nicht. Mülvi dreht kurz nach dem Tanken um, weil er die Regenüberziehschuhe nicht passen. Wir nehmen ab Möllbrücke die B100 nach Greifenburg, die Twin-GS spuckt wieder mal ihr Kühlwasser in die Landschaft, irgendwie scheint es mit dem Druckausgleich nicht zu klappen, trotz doppelter Schelle, der Schlauch ist auch schon ganz aufgebläht. Über den Kreuzbergsattel (1077m) nach Hermagor, auch beim Nassfeldpass (1530m) gilt : „Nomen est omen“, selbst im sonnigen Italien. 12 km bergab und in Pontebba die kleine Straße zum Passo di Cason (1552m) gesucht. Diese entpuppt sich als einspuriger Wildnisweg mit vielen 1.-Gang-Steilkurven, der offenbar nur zur Holzabfuhr und Motorradfahren taugt. Als ein Holzlaster gerade auflädt, ist selbst für uns kein Durchkommen möglich, also warten wir, wie die beiden Mädels mit ihren Harleys im Gegenverkehr (an diesem Wochenende ist das 17000-Maschinen-Harleytreffen am Faaker See !!) Den 32 km Hardcorestraße folgt nach Paulano ein 15 km super Kurvenkarussell nach Paluzza, dann fädeln wir uns in den laufenden Verkehr über den Plöckenpass (1357m) wieder nach Österreich ein. Die Sonne hat es jetzt auch wieder geschafft, die Regensachen und sogar die Pullis verschwinden im Koffer. In Mauthen zur Kaffeepause verzieht man sich sogar unter die Sonnenschirme... Dann noch schnell über den Gailbergsattel (981m) nach Oberdrauburg, schnell was einkaufen und tanken, denn im Mölltal beschließen den Tag schon wieder dunkle Regenwolken.
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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240.6 km | 07:15:25 | 5000 | 48.13 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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987 m | 607 m | 1594 m | 5362 m | 5337 m |
4. September 2018
Heute wollten wir auf kleinen Nebenstraßen nach Oberdrauburg, aber die gab es nur auf der Motorradkarte „gedruckt in China“...wieder die Strecke von gestern über den Sattel, doch diesmal hinein ins „schönste Tal Österreichs“, ins Lesachtal (der Bach drunten heißt übrigens „Gail“...) - enge Hoppelstraße, doch die 70 m Riesenschaukel ist leider dauerhaft geschlossen – für den ultimativen Adrenalinkick müssen die Cracks dann halt nach Neuseeland, dort gibt es diese dann mit 300 Meter. Weiter an krass grünen Wiesen vorbei über den Kartitschen Sattel (1530m) nach Tassenbach. Viele Radler – doch die, die oben sind, haben alle E-Unterstützung, die „normalen“ bleiben im Pustatal. Dort haben wir die Karnische Dolomitenstraße verlassen und biegen nach der obligatorischen Kaffeepause (Mittagessen fällt nämlich immer aus, da muss ein Restbrötchen vom Frühstück reichen...) auf die Pustataler Höhenstraße ab, die zwar deutlich längere Fahrzeit erfordert, dafür aber mit grandiosen Ausblicken belohnt. Sind wir eigentlich nur zu langsam für österreichische Verhältnisse … ? … oftmals stehen vor engen Kurven begrenzende 70 km/h-Schilder, auf die wir mit sportlichen 50 km/h zugebrettert kommen. Ab Bannberg bremst eine Schranke den Gipfelsturm, für 7 Euronen pro Fahrzeug (Motorrad oder Neunsitzerbus) geht’s 6 km hinauf zum Hochstein-Parkplatz (2050m), dann zu Fuß weiter. Der Gipfel „Böses Weibele“ (2500m) präsentiert sich in strahlendem Sonnenschein, während Schauer durch 1000 m tiefere Isseltal ziehen, die Sonnenstadt einnässen und sich ins Pustatal verdrücken. Hier oben ist ein wahres Preisel- und Blaubeerenparadies. Thomas und ich brechen die Wanderung auf halber Strecke ab, wollen die anderen nicht so lange warten lassen... Andy muss sich in Lienz noch ein neues Handy zulegen, da seines in den Bergen unmotiviert den Geist aufgab, naja, vielleicht hält dieses Huawei jetzt länger...
Zurück in Rangersdorf haben Thomas, Tobi und ich vor dem Abendessen noch genügend Lust, den „Hausberg“ zu erklimmen, 1000 Höhenmeter zum Kirchlein Martele, welches wir vom Schlafzimmerfenster aus sehen. Allerdings wird gerade der Weg vor dem Winter saniert , eine Teermaschine versperrt das Weiterkommen und wir müssen uns über eine Schotter-Fast-Crosstrecke hinaufarbeiten, nach über 12 km sind wir oben, genießen die super Aussicht, Zwei Vollcrosser stehen noch auf dem Parkplatz und die Familie des angrenzenden Wirtshauses sind um diese Zeit die einzige Kundschaft.
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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175 km | 07:43:31 | 5000 | 35.01 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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1371 m | 673 m | 2044 m | 4480 m | 4481 m |
5. September 2018
Am Mittwochabend müssen wir unser nächstes Quartier erreicht haben, so ziehen wir wieder vollgepackt los, bei Sonnenschein durchs Tal der Drau, Silian – Toblach – Bruneck (es werden Erinnerungen an mein erstes Skifahren dort vor 49 Jahren wach...), die ganzen 110 km bis Brixen zähfließende Schlangen, entweder Überholverbot oder Begrenzung, da ist auch der nicht gerade rekordverdächtige 50er Schnitt nicht verwunderlich... Etwas ermüdet machen wir an der Franzensfeste im Eisacktal die erste Rast, bevor wir die volle Brennerstraße bei Sterzing verlassen und uns die Jaufenpassstraße hochschrauben. Oben (2094m) ist Motorradtreff, die Südrampe ist belagtechnisch besser, dafür fahren viele wie die Bekloppten, zwei mal hätte es bei mir fast geknallt, weil der Gegenverkehr nicht auf seiner Seite bleibt – doch mein Schutzengel war gut in Form – Gott sei Dank !
Das verstopfte und drückende Meran verlassen wir Richtung Vinschgau, der Apfelgarten Italiens platzt vor tollen Früchten – durch das kleine Örtchen Forst, welches fast ausschließlich aus den malerischen Brauanlagen des bekannten Bieres besteht. Auf den nächsten 100 km bis zum Reschenpass (1455 m steht an der Grenzstation zu Österreich, doch der „echte“ Pass vor dem Ort Reschen (ital. Resia) ist aber 1507 m hoch – etwas verwirrend !) geht es nochmals gemütlich voran – doch als wir die Tanks in Pfunds auffüllen, ist der Spritsparrekord gebrochen : Tobis GS hat sich nur 2,9 l auf 100 km genehmigt, und meine Transalp hatte auch eine 3 vor dem Komma – das gab es noch nie! Angekommen in Prutz beziehen wir im Haus Heiss ein riesengroßes, neues, super-tolles Apartment , von dem alle begeistert sind. Durch die Kompletteinrichtung und die Selbstverpflegung wird mir vorgerechnet, dass dieser Ort billiger ist als die letzte Unterkunft... und die Mopeds stehen auch noch warm und trocken in der Garage. Abends gibt es Hähnchenbrust im Speckmantel mit Reis und Salat.
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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319.1 km | 08:26:36 | 5000 | 63.82 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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1803 m | 342 m | 2145 m | 4409 m | 4398 m |
6. September 2018
Am Donnerstag (6.9.) gab es endlich mal wieder unterschiedliches Backwerk zum Frühstück, so brechen wir gutgelaunt zur „Hochpass-Runde“ auf, lassen das Benzinpreis-Paradies/Zollfreigebiet Samnaun rechts liegen, vorbei an der Feste Nauders, die vor vielen Jahren die engste Stelle der Straße sicher bewachte – jetzt Museum. In Mals biegen wir nach Taufers ab und reisen bald in die Schweiz ein, um uns gleich an den engen Aufstieg zum Umbrail-Pass zu machen (geht recht gut, bei meiner letzten Fahrt mit meinem ersten Käfer war die obere Hälfte noch geschottert !!) Oben auf 2503 m ist es recht frisch, doch der leuchtende Schnee auf dem Ortlermassiv lockt uns bald weiter zum Stilfser Joch (2757m), dem höchsten Alpenpass. Der Parkplatz platzt aus allen Nähten, neben vielen Zweirädern und Autos auch massenhaft Busse mit Skifahrern. Sogar der Weg zum Ortlerhaus (3030m) wäre noch wie vor 40 Jahren befahrbar gewesen, aber über 30% Steigung auf Schotter mit einer vollgepackten 220-kg-Maschine, da hat mich der Mut in der ersten Kehre verlassen...so parken wir eben vor dem Tibethaus auf nur 2800m, genießen die Aussicht , bis uns verführerischer Essensduft zur Flucht zwingt (die Preise...) und wir die Nordrampe unter die Räder nehmen. Trotz zügiger Fahrweise werden wir von einigen Organspenderanwärtern vom Club „letzte Rille“ auf großen BMWs noch überholt. Unten im Vinschgau genehmigen wir uns im überraschend schnuckeligen Bahnhofscafe den obligatorischen Strudel und Eis, bis uns ein Blick in den dunklen Norden aus den sonnigen Sesseln treibt. Über dem Reschensee geht schon der Regen nieder, doch wir drücken uns gerade noch so ohne Regenkombi mit wenigen Tropfen an der Felswand vorbei und auch vor dem nächsten Schauer können wir erfolgreich flüchten, so dass wir nach 180 km die Mopeds in der Garage trocken abstellen.
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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180.1 km | 05:34:07 | 5000 | 36.03 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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1925 m | 905 m | 2830 m | 3461 m | 3461 m |
7. September 2018
Freitag – es hat die ganze Nacht geregnet und die Wolken hängen sehr tief – wir müssen leider los, denn die Wohnung ist ab 16 Uhr an 8 Amerikaner vermietet. Durch mehrere Tunnel kommen wir schnell voran und müssen nicht durch den Landecker Innenstadtverkehr. Regen und dichter Nebel machen die Entscheidung leicht, die 10 Euro für den Arlberger Tunnel zu berappen. Ab Feldkirch wird das Wetter endlich besser und in Deutschland scheint die Sonne. Die B31 am Bodensee entlang ist wie immer verstopft, doch durch den Schwarzwald geht es flott bis Freiburg voran, nach dem Tanken sind wir schon in Frankreich. In Sélestadt biegen wir in die Vogesen ab, um im malerischen Weinörtchen Albé am Ende einer Sackgasse einen Bungalow im Club Belambra zu beziehen. Die Anlage ist nicht mal zu 10% belegt und so können wir ungestört grillen und bis in die Nacht draußen schwätzen, nur ein Kätzchen bittet um etwas Aufmerksamkeit und die Fledermäuse versorgen sich selbst. Satelliten ziehen über den Nachthimmel, aber der kleine Schlafraum mit den 4 wackeligen Stockbetten bekommt keine Sterne ab, ich darf in der Küche schlafen... na ja, für 11 Euro pro Nase kann man nicht allzu viel erwarten...
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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389.2 km | 07:45:43 | 5000 | 77.84 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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1067 m | 214 m | 1281 m | 2653 m | 3097 m |
8. September 2018
Am anderen Morgen werden ein letztes Mal die Bikes gesattelt und die Heimreise angetreten, kleiner Umweg durchs Gebirge, bevor wir bei Obernai die Ebene erreichen und über Strasburg auf der Autobahn der Heimat entgegeneilen. Wir kommen – Gott sei Dank – gut und ohne weitere Zwischenfälle in Niedernhausen an, genießen noch Kaffee und Kuchen, bevor die Tour beendet ist und jeder in seiner eigenen Wohnstatt die Sachen bis zu nächsten Mal wegpackt...
Länge | Dauer | Trackpunkte | Punktabstand |
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283.6 km | 04:42:55 | 5000 | 56.71 m |
Höhendifferenz | tiefster Punkt | höchster Punkt | Höhenmeter auf | Höhenmeter ab |
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703 m | 127 m | 830 m | 1750 m | 1774 m |
Es grüßt euch (nach 33000 Höhenmetern)
euer Wolfgang