Balkan 2022
Diesmal soll es mal wieder etwas sein, wo keiner von uns war... Hauptziel : ALBANIEN.
Mit dabei: Koordinator und Planer Andreas mit seiner Honda CRF 250 Rallye (Fahrstil: leicht hoppelt man überall drüber...), Thomas Lu auf GS 1200 stollenbereift (Fahrstil: mit 1200er Power muss es doch gehen ! ), Thomas Li auf Transalp 700 ( Fahrstil: standesgemäß) und ich, Wolfgang mit CRF 250 LA (Fahrstil: naja, nächsten Monat bin ich auch Opa...) großer Acerbistank, bei unter 3 Liter Verbrauch gut die Reichweite und die Nerven, der originale Minitank war doch recht schnell auf Reserve...
16.6.2022 Anreise
Am Donnerstag, den 16.6.2022 stehen wir um 4:30 Uhr auf, schmieren ein paar Brote, und dank kompletter Beladung des Hängers am Vortag, rollen um 5:25 schon die Räder auf der Autobahn nach Süden. Zugfahrzeug ist diesmal ein 2,0 Insignia, der uns mit moderaten 10,5 l/100km gut über Nürnberg, Passau, Graz durch viele Tunnels über Slowenien bis nach Udbina, Kroatien bringt....1140 entspannte Kilometer ohne größeren Stau, 10 min. Grenzkontrolle Kroatien. Dunkle Gewitterwolken begleiten uns, aber wir kommen um 15:30 Uhr gut in Mutilic bei Melanie an. Ihr Hund Gita begrüßt uns wie alte Freunde. Sie kann recht gut deutsch, ist eigentlich Goldschmiedin, hat aber in Frankreich ihre Liebe zum Lavendel entdeckt und betreibt jetzt in ihrer Heimal eine Lavendelfarm : AJDA LAVANDER. Von den 5000 Sträuchern, die alle per Hand (!) abgeerntet werden müssen, (Problem : sie findet nicht genügend Arbeitswillige...mit Sozialhilfe läßt sich der Tag deutlich leichter verbringen – krankes System finde ich, wenn die Leute tagsüber in der Bar sitzen.) stellt sie ein großes Sortiment von Produkten her, von Seifen über Duftöle bis Likör. Wir können hier problemlos Auto und Hänger für 2 Wochen stehen lassen. Platz ist genug. Wir beziehen für 2 Tage das Appartment im 1. Stock, toller Blick über die Felder der Umgebung bis zur Kirchenruine am Friedhof. Abendessen hinter Udbina im Restaurant Robert, eigentlich ein Truckstop, viele LKWs verbringen hier ihre Nacht auf dem langen Weg auf der N1 von der Grenze bis nach Split, 500 km weit. Im Winter liegt hier in den Bergen gut Schnee, Melanie braucht pro Saison 20 Meter Holz, dafür hat sie eine eigene Quelle und einige Solarzellen auf dem Dach. Sie hatte das Elternhaus total erneuert, es war im Jugoslawienkrieg (1991 – 2001) ausgebrannt. In dieser Zeit hat sich die Staatenverteilung und -benennung ständig verändert. Als ich vor 40 Jahren das letzte Mal in dem Gebiet war, hieß noch alles Jugoslawien und es wurde mit Dinar bezahlt, heute sind auf dem Balkan viele (bei uns meist unbekannte) Staatenkennzeichen unterwegs : SLO, HR, BIH, SRB, MNE, RKS, NMK , AL (so ab 2009).
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
17.06.2022 Plitvicer Seen und Zeljava Airbase
Am Freitag ist der Morgen noch recht frisch, dennoch frühstücken wir auf dem großen Balkon mit dem obligatorischen Eieromlett, was uns durch die nächsten Wochen irgendwie begleiten wird (kein Frühstück ist ohne denkbar...). Die 50 km bis zum Naturpark Plitvicka-jezera im Norden sind schnell überwunden, an der Strasse viele Stände mit Honig und Käse. Parken ist netterweise für Motorräder frei (Wohnmobile 15,--€), dafür der Eintritt mit über 40 Euro für einen 12 km-Spaziergang entlang der Plitwitzer Seen nicht gerade ein Schnäppchen... doch die tiefblauen klaren Seen und die Wasserfälle (insgesamt über 350 Höhenmeter) mit der wuchernden Vegetation sind sehr eindrucksvoll und sehenswert, entsprechende Besuchermassen sind hier unterwegs. Zurück geht’s glücklicherweise mit Unimog mit 2 Anhängern, kein anderes Transportfahrzeug würde die 340° Haarnadelkurven bewältigen. Nach der verdienten Stärkung (Cappuccino und Eierspeise, was sonst ?) biegen wir Richtung Bihac ab. Dicht an der bosnischen Grenze (zu dicht, das nicht deaktivierte Roaming klaut uns viele Euros...) liegt die ehemalige Zeljava Airbase.
Begrüßt wird man von einem alten Flieger (2. Weltkrieg-Transporter Douglas C-47 „Skytrain“), der über und über mit Aufklebern aus aller Herren Ländern verschönert ist. Einen Kilometer weiter ist die unterirdische Flugzeugkaverne, eine der vier Einfahrten ist noch so weit offen, dass man bequem hineinfahren kann. Tief ins Felsmassiv hineingegraben, es ist stockfinster und kalt, feucht und rutschig. Wie gut, dass ich 2 extrahelle LED-Strahler montiert habe. Löcher und Eisenstäbe können unangenehm werden, von überall her im Labyrinth hört man das Blubbern von Motoren. Ein schauriges Gefühlserlebnis. Die früheren Jugoslawischen Jäger verließen den Berg und konnten gleich davor von der 1,5 km langen Startbahn abheben... genauso schnell waren sie nach der Rückkehr wieder im Nichts verschwunden. Es ist die größte ihrer Art in Europa, von 1957-71 für 6 Mrd $ atombombensicher für 80 MiG 21 erbaut. Wikipedia weiß noch: Die jugoslawische Volksarmee hat mit 56t Sprengstoff die 3,5 km Stollen der Anlage größtenteils gebrauchsunfähig gemacht, Teile wären noch PCB kontaminiert und das Außengelände noch teilweise vermint. Die autarke Kantine für 1000 Personen ist auch nicht mehr zu finden. Es gibt noch ca. 20 ähnliche Anlagen, aber unzugänglich, was die Menge der Motorradtouristen hier erklärt. Abends werden wir noch von unserer Wirtin bekocht und mit reichlich Getränken versorgt.
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
140.9 km | 08:19:44 | 16.9 km/h | 2662 | 52.93 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
481 m | 376 m | 857 m | 1681 m | 1682 m |
18.06.2022 über den TET nach Vrlika
Am Samstag geht die Reise erst richtig los: vollgepackt gen Süden. Gleich nach Udbina auf die erste TET-Strecke (Trans Euro Trail = legale Offroadstrecken, in Deutschland gibt’s nur 3!), über Feld- und Wiesenwege, durch dichte Wälder, Schlammlöcher und Mückenschwärme. Leider fahre ich nach einem Fotostopp den anderen viel zu schnell hinterher, das Hinterrad erwischt eine Querstrebe und verbiegt die Eigenbau-Gepäcktaschenhaltekonstruktion. Erster Reparaturstopp – wie gut, dass es Kabelbinder gibt. Versuche, das Federbein härter zu stellen, scheitern … man müsste wohl den Luftfilterkasten ausbauen, was hat sich Honda dabei gedacht? Weiter geht’s, bei mir vorsichtiger bei Schlaglöchern und Bodenwellen. Der Weg wird steiler, der Schotter gröber bis Geröll, die BMW liegt das erste Mal (von vielen) auf der Seite. In der nächsten Kehre gräbst sie sich ein (zu viel Kraft...). Die Kupplung gibt deutliche Rauch- und Miefzeichen des Mißfallens. Wir entscheiden uns für Umkehr und Umfahrung der Bergstrecke. Aus den angekündigten 50 km Schotter sind inzwischen über 100 km geworden, nicht nur TET-Strecke. Es ist unmöglich, bei der Planung die Wegeverhältnisse vorherzusehen, weiße und gestrichelte Strassen können breit und gut sein wie Highways, während sich „gute“ gelbe/orangene Strassen als als einspurige Schotterstaubpisten mit reichlich Löchern erweisen. Jetzt bei der Nachbearbeitung der Tour stellt Andy fest, dass wir kurz hinter Knin, auf der Hin- und Rückreise, nur wenige Meter an einem genialen Wasserfall vorbei gefahren sind. 🙈🙈🙈 Sollted ihr eine Tour durch Knin machen, fahrt hier nicht vorbei, sondern schaut euch den Wasserfall Slap Krčićan an. (GPS. 16.23500 / 44.04200 )
40 km hinter Knin beziehen wir eine Unterkunft neben einer Bar, in der Nähe des Cetina Sees. Der Besitzer spricht gut deutsch – hat mal im Ruhrpott gearbeitet – bekommt aber keine Leute, also sitzt im Schatten davor und unterhält sich mit einem jungen Deutschen, der von Albanien zu Fuß nach Deutschland mit einem 20kg- Rucksack unterwegs ist. Uff, wie haben wir es bequem mit unseren Metalleseln... Nach der Erfrischung im See die einzige unangenehme Erfahrung mit Leuten auf der ganzen Reise: Während des Abendessens im Restaurant Ero in Vrlika (es gibt sogar einen Touriflyer in deutsch !) wird Andy die Kamera-Fernbedienung vom Motorrad geklaut. ☹️
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
153.7 km | 07:27:12 | 20.6 km/h | 2862 | 53.69 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
1068 m | 245 m | 1313 m | 2424 m | 2760 m |
19.06.2022 ab nach Mostar in Bosnien
Na, dafür ist das nächste Frühstück mit Schinken-Käse-Omlett, Gemüsen und türkischem Kaffee sehr lecker und günstig. Die Nächte werden ab jetzt immer heißer, zugedeckt wird nur noch mit Laken oder gar nicht. Am anderen Morgen besuchen wir die Cetina-Quelle (Aldi's Wasser), ein tiefblaues Loch mit immensen Ausstoß klaren Wassers, kurz danach ist es schon ein richtiger Fluss. Trotz der sonntäglichen Frühe wagen sich schon einige Mutige ins eiskalte Nass. Der Gruppenzwang zwingt auch einige von uns. Am Südende des fast 20 km langen Sees finden wir eine tolle Stelle, wir können nicht widerstehen, jetzt ist auch das Wasser angenehm warm. Ab und zu Fotostopp für die atemberaubende Landschaft. Kurz vor Imotski biegen wir zum „Red Lake“ ab (die Felsen sind rot, das Wasser dagegen grün). Ein 550 m tiefes Loch mit einem 250 m tiefen Teich, der sogar 6 m unter den Meeresspiegel hinabreicht, mit einigen endemischen Tierarten. Am Rand keine Absperrung vor der Tiefe – Schwindelfreiheit ist also gefragt für gute Fotos. Schöner, leerer Womo-Parkplatz. Einige Kilometer weiter der größere „Blue Lake“, ebenso spektakulär, aber mit einem Zickzackweg nach unten, wo sich Badefreudige im spiegelglatten Wasser erfreuen können. Wir ziehen allerdings ein Kaffee mit Stückchen (aus dem Nachbargeschäft) vor, und bestellen Eiskaffee, nicht wie gewohnt, sondern Kaffee mit Wassereiswürfeln...naja.
An der bosnischen Grenze der erste Auslandsschock: nicht wie gewohnt – winken und durch - sondern Perso und Fahrzeugschein werden 2 x gescannt und Nummernschild kontrolliert. … daher trotz weniger Fahrzeuge reichlich Wartezeit in der prallen Sonne. In Bosnien-Herzegowina fällt auf: (obwohl oder gerade : keine EU mehr !) ziemlich reich, nur tolle Häuser, keine Kriegsruinen / Häuser mit Einschusslöchern mehr (bis auf wenige innerstädtische Mahnmale oder historische Gebäudeteile, die nicht abgerissen werden dürfen, aber im Augenblick das Geld für den Wiederaufbau fehlt.) Auch sind jetzt nicht mehr Kunas gefragt, sondern BAMs = Bosnian Mark. Die erlaubt Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf Landstrassen ist so gut wie nie erreichbar, entweder lange Strassendörfer oder Geschwindigkeitsbegrenzungen, viel Geld wurde für den Schilderwald investiert.
Nächstes Ziel: Mostar – malerisch und geschützt von hohen Bergen, wir beziehen neben einer Ruine aus dem 19. Jhdrt. Im 3 ½ Stock eine Ferienwohnung. Allein das Parken eines Motorrads kostet 12 € pro Nacht, dafür wohnen wir 100 m von der Innenstadt entfernt und stürzen uns alsbald ins Getümmel. Es fällt die größere Anzahl von verschleierten Frauen auf, die sogar in den vielen Souvenirläden auf Kunden hoffen. Wir quälen uns über die obligatorischeund sehr rutschige Brücke (Fotomotiv) über den Fluss Neretva und genießen die wimmelnde Atmosphäre. Mit tollem Altstadt- und Flussblick schlemmen wir zusammen für 80€ (für diese Touristenhochburg hätte ich deutlich mehr befürchtet !)
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
182 km | 07:48:11 | 23.3 km/h | 3231 | 56.32 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
670 m | 88 m | 758 m | 2166 m | 2497 m |
20.06.2022 ...weiter nach Montenegro
Am Montag schlagen wir schon um 7:45 Uhr im Restaurant EMEN in der Fußgängerzone auf und bestellen 2-Personen-Frühstücke (6,- € p.P.)... der Tisch kann es kaum fassen: Kaffee und Wasser, 2 verschiedene Brotsorten, Spiegel-, Rühr- und gekochtes Ei, plus 16 Schälchen mit Belag/Beilagen: Butter, Marmelade, Käse, Oliven, Mandeln, Nutella, Kuchen... Mostar ist empfehlenswert! Gestärkt werden die Mopeds ausgelöst. Verkehrsregeln haben nur leicht hinweisenden Charakter. Einbahnstrassen gelten nicht für Zweiräder, C-Masken passen viel besser auf Nummernschilder(oder man schraubt sie gleich unters Schutzblech, wenn man schon eines haben muss...) Helm - nice to have, aber ein Cowboyhut gegen die Sonne tut es auch. Geschwindigkeit + 50 % ist ok.
Wir erklimmen einen steilen Berg unter einer Riesenseilrutsche hindurch (ca. 500 m hoch) am Windgeneratorenpark zu einer tollen Hochebene. Hier verlieren wir (Thomas Lu und ich) die anderen beiden das erste Mal. Wir sind so gemütlich am cruisen, dass wir die Abbiegung auf den TET verpassen. Handys gehen aber grundsätzlich nicht, wenn man sie braucht, ich kann Andy nur hören, er mich aber nicht, bei Thomas klappt es dann. Wir steuern das nächste Ziel über „gute gelbe“ Strassen an – nach 40 km einspurigem Schotter explodiert Thomas Li im Tal dann richtig: Er mit seiner schweren Transalp (Transalp(ina) ist eben doch nicht unbedingt gleich Transalb(ania)) ist sehr geschlaucht, beschwert sich über seine A-Karte, will abbrechen und sofort die Heimfahrt antreten...Nur – in keiner Richtung ist kilometerweit eine Asphaltstrasse zu finden, so trinken wir in Ulog erst mal eine Cola und verspeisen die restlichen Cevapcici von gestern. Ich kann ihn überreden, noch langsam mitzufahren und die Entscheidung noch eine Nacht zu überschlafen. Nach einer Brücke mit vielen losen Holzteilen stoppen wir in Kalinovik für Getränk und Obst, müssen dann aber entscheiden: bis Foca 10 km Schotter oder 50 km (möglicherweise) gute Strasse, wir nehmen die kürzere Strecke. Tolle Landschaft, Rafting- und Übernachtungsangebote am Fluß Drina. Über die M 18 erreichen wir die Grenze. Die Grenzer in Bosnien Herzegovina winkt durch, die in Montenegro kontrollieren wieder genauestens.
Noch 25 km durch viele kalte Tunnels bis Pluzine. Bei einem Fotostopp liegt Andys Rallye das erste mal im Dreck, passiert ist aber glüchlicherweise nichts. Wegen der vielen Steinschläge muss man aufpassen, Thomas gerät wahrscheinlich auch so ins schwitzen: seine BMW signalisiert noch eine Restreichweite von 17 km... Bald nach der 220 m hohen Staumauer mit unterirdischem Kraftwerk erreichen wir unseren Bungalow (ohne Schieben) direkt am Pirisko jezero See, mit 12 km² so groß wie der hessische Edersee, aber mit deutlich mehr Wasser drin, so kann auch die Leistung des Kraftwerks mit 360 MegaWatt das hiesige Pendant um 18 fache übertreffen.
Beim Baden (abends) im recht trüben Wasser verletzt sich aber Thomas am Fuß, das belastet ihn den Rest der Reise. Auch bei mir bleiben die 71 jährigen Altersbeschwerden nicht aus : Knie, Hüfte, Rücken, beim Klettern wackelig auf den Beinen, auch meine beiden tauben Finger fühlen sich nicht gut an, aber ich will den Schmerzen nicht erlauben, uns den Urlaub zu vermiesen, auch, wenn es die letzte gemeinsame Tour gewesen sein sollte... Auf der Seeterrasse gibt es am Abend montenegrinisches Bier und gegrillten Fisch aus dem See (kpl. 10,- € p.P.).
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
187.2 km | 08:01:04 | 23.3 km/h | 3374 | 55.47 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
1224 m | 83 m | 1307 m | 3509 m | 3092 m |
21.06.2022 Quer durch Montenegro bis zum Theth-Nationalpark in Albanien
Dienstag, der 21.6. ist windstill und im klaren Wasser sehen wir, wie viele Fische sich im See tummeln. Durch viele Tunnels geht’s bergauf bis fast 2000 m auf die Panoramastrasse P 14 (Montenegro hat viele solche Strassen, die den Namen auch wirklich verdienen!) Die Blumen und die tolle Landschaft kann von Andy gar nicht so richtig genossen werden, seine CRF klappert und nagelt wie ein alter Diesel ab 4500 Touren (und darunter ist nicht viel los !) - besorgte Gedanken über Pleuellager, Ventile oder Rücktransport bei Totalausfall... Dunkle spitze Berge umgeben uns – ob das die Namensgeber für das Land waren? Beim nächsten Foto erwischt es auch mich: beim Absteigen rutscht der Ständer weg und die Maschine wirft mich mit um, blöd, dass ich gerade jetzt der letzte war. Ich falle wie eine Schildkröte auf den Rücken, und bis ich meinen Fuß unter dem Gepäck hervorgewurschtelt habe, läuft schon Benzin aus. Beim dummerweise falschen Aufhebeversuch hole ich mir einen Hexenschuss und muss warten, bis mir 2 nette Motorradfahrer aus Weilheim die Mühle wieder aufheben. Die anderen sind aber inzwischen über alle Berge – und mein Handy läßt nur noch ein 1-Min-Telefonat zu ohne Rückrufmöglichkeit (eingehende Gespräche kosten nämlich hier auch 0,99 € pro Min.!) - wegen der Roamingabzocke nahe der bosnischen Grenze sind 30 Euronen futsch!! Nach der Wiedervereinigung weiter auf der P 5 und R 18, als plötzlich ein LKW die Strasse blockiert – ein Stück wird über die ganze Breite neu geteert, keine Umleitung möglich. Wartezeit 1 – 1,5 Std... na prima, auch kein anderes Fahrzeug will die Strasse nutzen. Nach ½ Std dürfen wir durch einen Privatgarten nach Umlegen mehrerer Zäune den noch weichen Teerstreifen passieren, es folgen tolle Schluchten und Tunnels. Die M 2 von Podgorica (nach meiner alten Karte noch Titograd) nach Belgrad ist stark von LKWs befahren. Andy versucht seine Maschine mit 98-Oktan-Sprit Gutes zu tun, aber ohne großen Erfolg. An der Grenze nach Albanien wieder das Kontroll-tamtam.
ALBANIEN – genauer Shqipärise, Land der Shqipetaren, lange Zeit letzte Bastion hinter dem eisernen Vorhang, jetzt eine demokratische Republik, über 50 % muslimisch. Deutlich größer als Hessen, aber nur so viele Einwohner wie Berlin, 1/3 davon in der Hauptstadt Tirana. Berge bis 2800 m, oft noch mit Schneeresten, neben albanisch und den Dialekten wird in einem Gebiet aromunisch gesprochen (mazedorumänisch – da muss man sich dann an griechische Buchstaben gewöhnen...) 1912 unabhängig vom osmanischen Reich, im 1. Weltkrieg neutral, aber besetzt, im 2. Weltkrieg bis 1943 von Italien, dann von Deutschland besetzt, blutiger Partisanenkrieg. 1967 Religionsverbot, erstes atheistisches Land der Welt. Bündnis mit China, 200 000 (!) Bunker erbaut, nach dem Ende des kommunistischen Regimes 1991 erste freie Wahlen, ab 1997 neue Verfassung mit Grundrechten und starke Unterstützung des Westens. Zwar mit knapp ¼ des Brutto Inlandsprodukt von Deutschland zu den ärmsten Ländern Europas gehörend, verwunderlicherweise besteht die Mehrheit der Fahrzeuge aus deutschen Edelmarken, man sieht mehr große S-Klassen als daheim. Klapprige vorkapitalistische stinkend-qualmende Fahrzeuge sucht man selbst auf dem Land vergebens, während beim (EU-) Nachbarn die alten Golf III Modelle dominieren.
In Koplik biegen wir auf die SH 51 zum Theth-Nationalpark ab. Es begrüßen uns scheinbar ungepflegte Lavendelfelder mit ihrem betörenden Duft, nur der 2 ha große Burgo i Recil- Knast (EU-finanziert) mit der Aufschrift auf der Betonmauer „ Education is the key to open the door“ läßt ungute Gefühle aufkommen... Wir lernen bald albanische Überhol-Aggressivität kennen, wer es eilig hat, überholt, egal, ob mit viel oder wenig Platz oder Sicht. Touris werden überholt, auch wenn sie eh schon die Limits überschreiten. Nach knapp 300 km an diesem Tag kommen wir nach einem kehrenreichen Pass (der Ort ist im Winter über Monate nicht erreichbar) im Hotel Thethi Paradiese an und beziehen 2 Häuser. Mit frisch gefangener Forelle, Lamm, Schwein, Grillkäse und Gemüse schlemmen wir uns durch den Abend..(20,- € p.P., da Nationalparkzuschlag). Öko-Kühlschrank: alles steht unter der plätschernden kalten Quelle.
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
261.3 km | 08:06:32 | 32.2 km/h | 4622 | 56.53 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
1907 m | 52 m | 1959 m | 4951 m | 4711 m |
22.06.2022 Getrennte Wege zurück aus dem Nationalpark
Am nächsten Morgen begleiten Thomas und ich, Andy und BMW-Thomas bis in den Ort, dann drehen wir ab und ziehen die 70 km Teerstraße der 60 km Hardcore-TET-Strecke vor, eine gute Entscheidung. Während wir uns 20 km hinter Shkodäer schon im Hotel „Komplexi Exalco Al“ einquartiert und dann noch am Meeresstrand nahe Lezha chillen (der Hotelpool danach ist auch ganz alleine für uns), quälen sich Andy und Thomas übers Geröll.
Anfangs lässt sich die Schotterstrecke gut fahren. Die Straße führt einige Kilometer durch eine Baustelle wo die Fahrbahn gerade ausgebaut wird. Nach etwa 17 km wird die Strecke immer anspruchsvoller. Insbesondere Thomas hat mit der schweren GS einige Probleme und die BMW muss mehrfach mit viel Anstrengung wieder aufgestellt werden. Bei einem Umfaller reißt die rechte Kofferhalterung ab. Mit einem Seil und Kabelbindern wird der Koffer fixiert. Der schwierigste Teil bis zum Pass auf 1250 m Höhe steht jedoch noch vor den beiden, die bis dahin noch 700 Höhenmeter zu überwinden haben. Später reißt auch noch der Topcaseverschluss der BMW aus und auch dieses muss mit dem Seil provisorisch befestigt werden. Die Guri-Bar, die kurz vor der Passhöhe liegt, ist leider geschlossen, zum Glück gibt es ein Wasserschlauch aus den Erfrischend kaltes Wasser läuft. Der Weg hinter dem Pass erforder auch volle Aufmeksamkeit und nach und nach schwinden die Kräfte. Am Wegesrand tauchen plötzlich hunderte von Bienenkästen auf, die über mehrer Kilometer den Wegrand säumen. Nach etwa 58 km endlich wieder Teer unter den Reifen. Andy lässt einen Freudenschrei heraus. Ca. einen Kilometer später entdecken die beiden eine geniale Badestelle am Fluss Kiri, der schon eine weile den Weg begleitet und immer breiter wird. Nach einer verdienten ausgiebigen Erfrischung im Fluss werden die restlichen 35 km zum Hotel absolviert. Kurz nach 18 Uhr kommen beide total fertig am Hotel an. Der mehrfache Bodenkontakt, hat die dicke BMW schwer geschunden – Delle im Krümmer, Koffer, Blinker, Hand Guards, Topcase, Zylinderdeckeln, Halterungen – wie gut, dass Kabelbinder und Seil mit dabei waren. .Wir teilen 3 große Zimmer, und ich hole noch eine Galiamelone vom Strassenhändler gegenüber (nach Umrechnung der Lekis = 3,50 € erscheint die mir jedoch ziemlich teuer ..). Bei dem Abendessen im Hotel (immerhin 4 Sterne) verwundert uns, dass die Kelner kein Englisch können und wir bekommen nicht immer das, was wir dachten bestellt zu haben. Trotzdem war alles sehr lecker.
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
93 km | 08:40:03 | 10.7 km/h | 1805 | 51.53 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
1213 m | 43 m | 1256 m | 1549 m | 2423 m |
23.06.2022 Fahrt mit der Komani Fähre
Am Donnerstag sind wir wieder gemeinsam unterwegs. 150 km traumhafte einsame Gebirgsstraße mit vielen Kehren über Puke (E851), dann der Abzweig nach Fierze zur Fährenanlegestelle. Knapp 4 Std. für die Strecke erscheint viel, aber wir haben nicht getrödelt. Dafür können wir öfters die Straßenstelle sehen, die wir erst in einer Viertelstunde passieren werden, so weit geht es um die Täler herum. Vorherrschende Beschilderung: Schneekettengebot. An der Fähre ist echtes Gewimmel – das soll alles auf die kleine Fähre passen? Aber die Jungs der Crew beherrschen Tetris perfekt, in jeden Zwischenraum wird ein Moped bugsiert und zwischen Autos und Geländer passt keine Hand mehr, die Laderampe geht auch nicht mehr richtig hoch. Aber die 3 Stunden Schiffspassage über den Komanstausee sind ein Erlebnis, wie sich das Boot durch die engen Schluchten windet. Es erinnert sehr an eine Schiffahrt durch die Fjorde Norwegens. Nur scheint schwimmender Müll hier noch nicht als störend erkannt zu werden – schade.
In den 70er Jahren hat das Freundesvolk China Albanien am Fluß Drin drei Staudämme spendiert, so dass ein über 100 km langes Stauseesystem geschaffen wurde. 3,8 Mrd m³ Wasser liefern jetzt dem Land 50x so viel Energie wie unser Edersee. In Koman beginnt der Run auf die einzige schlechte Strasse nach Shkodäer, ein eindeutiger Vorteil für Motorräder.
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
217.2 km | 08:53:14 | 24.4 km/h | 4275 | 50.82 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
956 m | 37 m | 993 m | 4123 m | 4172 m |
24.06.2022 nach Corovoda über Umwege...
Doch nun müssen wir bald ans Tanken denken, aber Plastikgeld ist hier verpönt – nicht mal in Tirana werden Kreditkarten akzeptiert – nur Bares ist Wahres! Also füllen wir unsere Portemonnaies mit tausenden von Lekis (Kurs 1 : 119). Im Laufe der Zeit finden wir heraus, dass nur 2 Benzingesellschaften Kreditkarten akzeptieren, aber auch in Restaurants und Hotels will man von Plastik nichts wissen. Wir füllen die Tanks an einer der häufigen „Kastrati“-Stationen (ob nomen est omen ??) Andys Motorklappern wird immer schlimmer, auch Superplus 100 Oktan bringt nichts. Mein Motor läuft einwandfrei – wir vergleichen die technischen Daten Rallye und CRF LA.. offiziell gleich- doch könnte es im Motormanagement eine andere Einstellung geben? Die Rallye dreht ja auch höher und ist etwas schneller... aber ein ungutes Gefühl fährt jetzt immer mit. Aber zur Beruhigung : nach Entsorgung des Balkangesöffs läuft die Rallye mit heimischem Sprit wieder wie am ersten Tag …! Also: dem Urlaubstreibstoff fehlen wohl irgendwelche Qualitätsanteile.
Je weiter wir durchs Land kommen, fallen uns die überaus freundlichen und braven Hunde auf (nicht wie in Peru, wo alle einem in die Stiefel beissen wollten!). Auch kenne ich kein Land mit einer derartigen Dichte an Autowaschanlagen, ist der Ort auch noch so klein, mindestens zwei müssen es sein...naja, Autos mit Stern müssen eben glänzen. Kurz nach der Abfahrt vom Hotel fährt mir der Schreck in die Knochen: mein Handy ist nicht mehr in der Jackentasche – also wieder zurück. Die Hoteldame kommt mir schon entgegen – ist mir bei der Packerei in der Tiefgarage herausgerutscht. Gott sei Dank! Durch Tirana ist der Verkehr unerträglich. Geplant war hier das muslimische Viertel mit der großen Moschee zu besichtigen. Eigenartigerweise schleichen die Albaner in den Städten mit 20-30 km/h herum, möglicherweise, weil Verkehrsregeln hier weder für Autos noch für Fahräder oder Fußgänger zu gelten scheinen, jeder fährt gerade da wo er will aber langsam und bei Temperaturen von über 38 Grad in voller Motorradmontur eine echte Qual. Als uns auf der Stadtautobahn Radfahrer auf unserer Spur entgegenkommen, wird uns klar wir müssen schnellstmöglich hier raus. In Elbasan gibt’s nach einem Thomas-Verlust-Stress erst mal Kaffee und Eis, die Ausgrabungen sind bei der Hitze auch nicht so umwerfend, sogar die ruineneigene Schildkröte zieht es vor, im Schatten zu dösen.
Weiter geht es, an einem Stausee entlang, Richtung Süden. In Drize beginnt der 9-km-Abstecher zu einem Canyon, in dem es angeblich heisse Quellen gibt. Nur mäßiger Schotter, doch auch eine Hayabusa macht mit einem Piloten in voller Bademontur hier keine so gute Figur. Der Canyon Kanioni Holtës, ist beeindruckend: steil, tief, eng und dunkel, das Wasser schwefelhaltig - gesundmachend – aber kalt. Ich lauf etwa 10 Minuten hinein, dann ist es zwischen den Felswänden so kalt, dass ich trotz 35° „draußen“ schleunigst umkehre - und nach wenigen Minuten ist man schon wieder durchgebraten. Daheim geht gerade ein Unwetter nieder mit 26 l/m² Regen. Hinter Gramsch sollte uns eine 30 km Bergstrasse über 1000 Höhenmeter bis zum Tagesziel bringen, aber nach den ersten 500 Metern war der Weg so geröllig, dass wir umkehren, am Abend mit Müdigkeit zu riskant. Also: 120 km und 3 ½ Stunden Umweg. Bei der Tankrast genehmige ich mir eine Limo ...oh nein, die hat ja Alkohol... na gut, da hält man den Umwegsfrust besser aus. Hinter Mollas in der Gegend von Kucova wurde mal Öl gefördert, viele ausgediente „Pferdeköpfe“ unter Türmen der treibenden Windräder, rostige Tanks, schwarze Erde, entsprechender Geruch. Viele zusammenfallende Fabrikhallen – eine sterbende Industriestadt. Berat ist ein sehr schöner Ort mir griechischem Flair, doch keine Zeit für Besichtigungen, die Strasse zieht sich noch, und die Steine darauf entpuppen sich immer öfter als Schildkröten, manche haben es nicht überlebt. Müde erreichen wir kurz vor dem Dunkelwerden am anderen Ortsende von Corovoda an der SH 72 das Hotel Kanione: feudal, super Blick, kompetente Bedienung, Riesenportionen und 3 (!) kostenlose „Gruß aus der Küche“ : Pizza Bruschetta, Teller mit Melonen, Glas Traubenmet mit Honig zum Ausklang. Massenhaft Schwalben umsegeln uns, es scheint hier genug Mücken zu geben. Bis 22:15 draußen gesessen und gequatscht und unserem Gott sehr dankbar für die Bewahrung bis jetzt. Auffällig viele plastikblumengeschmückte Grabsteine stehen an den Strassen, es ist nicht so ungefährlich, unterwegs zu sein... In der Nacht haben wir fremden Damenbesuch... eine Taube trippelt durchs Zimmer – wieso haben wir auch die Balkontür offen gelassen?
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
322 km | 11:32:01 | 27.9 km/h | 5609 | 57.41 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
447 m | 36 m | 483 m | 3412 m | 3110 m |
25.06.2022 Entlang des Canyon Osumi nach Girokaster
Samstag, 25.6. Es stehen zwar nur 120 km auf dem Plan, aber einige Fotostopps, beginnend schon wenige Kilometer hinter dem Hotel. Welch grandiose Schluchten (Canyon Osumi) hat das Wasser hier in den Fels gefressen! Ein Wegweiser nach Permet (auf der anderen Seite der Bergkette) zeigt 30 km an: für Normalautos gesperrt, nur 4 x 4 erlaubt – upps... immer noch besser als der Umweg von ca.170km, aber auf dieser Strecke küsst auch das letzte Moped den Schotter. Ab Kosine wird der Weg breiter, in Kelcyra wird Wasser gekauft und Cappuccino genehmigt. Die Wirtin will uns zu Lammbraten überreden und führt Andy in die Küche, das komplette Vieh am Spieß zu begutachten... doch die nächsten heißen Quellen laden zum Bade. Thomas dreht wortlos um, als der Weg sich rapide verschlechtert. Ich suche ihn und kann gerade noch erkennen, wohin er im Tal abbiegt. Das Navi hat uns wieder mal eien Streich gespielt, Hier gibt es zwei Orte, die Benje heißen und ca. 50km auseinander liegen. Wir hatten den falschen Ort angesteuert, der nur über eine extrem schlechte Geöllstrecke erreichbar ist. zu Hause stellt sich heraus, die Thermalquellen bei dem richtigen Benjë (östlich von Permet) sind sogar mit einem Wohnmobil erreichbar. Wir treffen noch einen jungen Solobiker aus Litauen mit total versautem Gerät, aber voll begeistert vom TET hier. Ein Stopp am Fluß wird zur Badepause genutzt. Thomas findet ein 75 x 300 mm (Panzerabwehr?) Geschoß im flachen Wasser. Der Weg zum Hotel Girokaster im gleichnamigen Ort wird nochmals zur Herausforderung: enge, über 25 % steile Kopfsteinpflasterwege zwischen den alten Häusern. Direkt unter der imposanten Festung wird zweimal genächtigt. Stadtbummel, Festungsbesuch, viele Tourigeschäfte, Abendessen für 7,-- incl top orientalischem Flair, aber leider viele heruntergekommene, aufgegebene Häuser mittendrin. Schade.
Bilder des Tages
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
101.4 km | 07:03:27 | 14.4 km/h | 1891 | 53.62 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
807 m | 177 m | 984 m | 1687 m | 1807 m |
26.06.2022 Kultur und Strand
Zum Frühstück gibt es neben Kaffee obligatorischen gesunden Bergblütentee, der nur über 1000 m geerntet wird. Bei der Herunterfahrt offenbart sich die Tücke der Kalksteinstrasse – etwas gebremst im ersten Gang, und schonsteht die BMW fast quer. Die erste Sehenswürdigkeit, das „blaue Auge“, zieht chaotisch viele an diesem Sonntag an, zwar nur 0,40 € Eintritt, erfordert aber einen 1,8 km Fußmarsch zum Quellteich. Massen von klarem Nass schießen aus dem Berg, wohlschmeckend. Wenigstens wird diese Kostbarkeit nicht ungenutzt gelassen, weiter unten ein Kraftwerk, und das immer noch glasklare Nass wird in der Ebene zur Feldbewässerung verteilt. Der Badeort Ksamil wird auf dem Weg nach Butrint (hier ist Griechenland nur 2 km mit der Insel Korfu entfernt) durchfahren. Für 9,-- Eintritt kann man die Reste einer großen römischen Siedlung und Festung erkunden. Was noch übrig ist, zeugt von Ideenreichtum, Luxus und der genialen Baukunst der Römer. Die Häuser oft von Wasserbecken umgben, die ein kühles Klima fabrizieren, aber jetzt von algenbewachsenen Wasserschildkröten besiedelt sind. Bei den Mauern passen die großen Quader exakt ohne große Fugen aufeinander und sitzen auch nach 2000 Jahren noch 1 A (hatten die Römer schon damals Inkas als Gastarbeiter gehabt ??) Nach der mehrstündigen Kulturaktion entspannen wir uns an den „schönsten Stränden Albaniens“ in Ksamil. Aufgeschütteter (?) Grobsand - Liegen und Schirme dicht an dicht, Strandrestaurants. Wasser klar und angenehm, nur die in der Nähe lärmenden und stinkenden Jetskis stören. Eine Chinesin, die selbstgemachte Snacks anbietet, wird brutal verjagt, das Restaurantpersonal will keine Einbußen. Hier hat eine Tankstelle, bei der wir unsere Bikes füllen guten Sprit. Für die nächsten 300km läuft Andys CRF fast ohne Klopfgeräusche. Wieder zurück in Girokaster, nehmen wir am Abend im „Restaurant familiar“ direkt neben einer schön beleuchteten Moschee Platz – dem Einmannbetrieb machen wir mit 4 Komplettessen richtig Stress.
Bilder des Tages
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
141.9 km | 09:50:02 | 14.4 km/h | 2462 | 57.63 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
561 m | 27 m | 588 m | 1723 m | 1741 m |
27.06.2022 Heute geht es wieder in Richtung Norden
Zur Abfahrt man nächsten Morgen mit dem Gepäck fährt der Wirt vor uns her, um uns einen weniger rutschigen Abstieg aus der Altstadt zu zeigen. Ab jetzt geht es strack Richtung Heimat. In Tepelene grüßt die große Festung, aber bei dem Streckenpensum bis Shkodäer ist nicht viel mit Besichtigungen drin. Ich bin überrascht über die gute schnelle Strasse SH 4 durch die Berge. Durres soll eine schöne Stadt sein, wir lernen sie nur mit Chaos, Stau und stinkigem (Seegrasberge) Strand kennen. Nach einen Eis schnell auf den „Schleichweg“ SH 52 zur Tirana-Umfahrung. Dumm nur, dass scheinbar alle LKW-Fahrer des Landes den Geheimtipp schon kennen. Lezha kennen wir schon, und diesmal kommen wir in Shkodäer total gut durch die Stadt – in der heißen Zeit für Siesta. Im Hotel Floga haben wir Einzelzimmer im 3. Stock, ich lasse das meiste Gepäck gleich unten. Unsere Mopeds haben noch nie so feudal übernachtet: gefliester Tanzsaal mit Teppich und Sofas... Ich hole eine Melone zur Erfrischung, diesmal nur 1,20 €, auch Wassermelone kostet nur 0,15 € pro Kilogramm, und bei weiterem Preisvergleich wird schnell klar, dass mich der Strassenhändler mit 150% überhöhtem Preis beim Honigkauf kräftig über den Tisch gezogen hat... also: Hände weg von Strassenständen, wenn man das Preisniveau nicht kennt. In der kühlen Abendzeit Stadtbummel und Essen im „Flare“. Vor dem Gymnasium nebenan ist Abi - Entlassungsfeier mit Zeugnisübergabe. Alle Absolventen in bunten Roben (je nach Kurs) und „Doktor“-Hüten wie im TV, der Rest super herausgeputzt.
Bilder des Tages
Tour-Tagebuch & GPS-Tracks
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
306.1 km | 12:24:45 | 24.7 km/h | 5079 | 60.27 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
430 m | 25 m | 455 m | 1405 m | 1754 m |
28.06.2022 Zwischenstop in Dubrovnik
Vorletzter Tag auf 2 Rädern. Bei der Durchquerung von Montenegro noch günstig Benzin kaufen (1,67 €), Badeorte Bar und Budva auf der Küstenstrasse passieren, den wunderschönen Ort Kotor wollten wir eigentlich besichtigen, aber nach längerem Stillstand davor drehen wir um und nehmen die Fähre, die für 2,- € viele Kilometer um die Bucht von Kotor erspart, vor allen Dingen aber den lästigen Stau. Diesmal hat ein anderer getrödelt, die Abfahrt der Fähre geht so ratzfatz, dass Thomas nur eine angehobene Rampe vor den Rädern sieht... nicht so schlimm, in 10 Min ist die nächste Abfahrt. Wieder in Kroatien, beziehen wir nach gut 300 km in Dubrovnik ein Appartment hoch oben am Berg mit toller Sicht über Burg, Hafen und Stadt, aber über 500 Stufen, bis man unten ist. Stadtbummel mit 1000 anderen Touristen durch die sehenswerte Stadt mit den historischen Mauern. Hier ist alles auf den Tourismus ausgelegt, im Hafen liegen die Kreuzfahrtschiffe und Touristen zahlen hier 2,50 € für eine kleine Kugel Eis. Auch wenn die Gassen hier wuderschön sind, wohnen möchte man hier nicht, alles muss über die historischen Stufen durch enge Gassen zu den Häusern getragen werden. Gut, dass wir kein Hotel in der Altstadt gebucht haben. Ab und zu lauschen wir der Reiseleitung einer deutschen Reisegruppe, und gönnen uns eine gute Pizza außerhalb der Altstadt (aber Preis 100 % teurer im Vergleich zu gestern!) Auf dem Weg zu unsrer Unterkunft durchqueren wir am Abend nocheinmal die Altstadt. Große Mauersegler lärmen geschickt zwischen den Häusern und erstaunen mit ihren Flugkünsten, die sie über Wochen nonstopp in der Luft halten, zum „Schlafen“ lassen sie sich in großen Höhen treiben. Jetzt noch bei drückender Hitze die 500 Stufen zu unsrer Unterkunft und dann bei laufender Klimaanlage ins Bett.
Bilder des Tages
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
185.9 km | 06:04:22 | 30.6 km/h | 3237 | 57.43 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
247 m | 26 m | 273 m | 2177 m | 2103 m |
29.06.2022 Zurück zu unserem Ausgangspunkt
Am Mittwoch, stehen wir wieder um 5 Uhr auf, das Thermometer zeigt schon 27 Grad, trotz der frühen Zeit ist unten im Ort schon recht viel los. Aber auf der sonst vollen Küstenstrasse kommen wir in den ersten 2 Stunden über 120 km weit, nicht schlecht, finde ich. Wieder mal Bosnien - zwar nur ein 12 km breiter Meereszugang in der fruchtbaren Ebene von Neum, wie ein Garten Eden, wo alles wächst. Regenwolken lassen ihre nasse Fracht fallen, aber die Tropfen kommen gar nicht auf dem Boden an – unsere Regensachen haben wir 2 Wochen umsonst mitgeschleppt (aber gut so !). Um unser Tagespensum von knapp 400 km gut zuschaffen, ein Stück Autobahn. Es ist nicht viel los, da fährt schon mal einer 500 m rückwärts, wenn er die Ausfahrt verpasst hat. Obwohl sich die neue Strecke elegant durch die Berge schlängelt, fallen mir die Augen kurz zu. Vor lauter Langeweile fange ich an, meine Spiegel zu putzen.. mangels Tankstellen müssen wir die Autobahn verlassen, löhnen moderate 2,85 €, jetzt auf der N 1 Richtung Zagreb. Trillij, Sinij, tolle Landschaft, aber die LKWs rasen, hetzen und überholen stark gefährdend, keine Beschränkung wird ernst genommen. Mittagssiesta am Cetinasee mit einem Bad im kühlen Nass, wir durchqueren Knin und kaufen Reiseproviant für morgen bei Tommys in Gracac. Kurz vor Ubdina zum 1. Mal von einer Polizeikontrolle angehalten – Andys Nummernschild ist schmutzig, dies wird schnell vom Schmutz befreit und es bleibt bei einer mündlichen Rüge. Um 15 Uhr sind wir wieder bei Ajda Lavanda in Mutilic. Die Mopeds werden auf den Hänger gepackt, am Abend verwöhnt uns Melanie mit traditionell zubereitetem Lammbraten, super lecker! Sehr empfehlenswerte Unterkunft, wer da mal Station machen möchte: This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. .
Bilder des Tages
distance | duration | avg. speed | trackpoints | trackpt. distance |
---|---|---|---|---|
381.7 km | 09:04:29 | 42.1 km/h | 6880 | 55.48 m |
altitude range | lowest point | highest point | uphill | downhill |
---|---|---|---|---|
802 m | 38 m | 840 m | 4540 m | 3946 m |
30.06.2022
Die Rückreise im PKW wieder sehr entspannt, bis auf einen schweren Unfall direkt vor uns auf der Donaubrücke bei Regensburg, der uns 2 Std auf der Stelle stehen läßt – die armen LKWs müssen noch mal 6 Std länger ausharren, bis sie an dem Schlachtfeld vorbeikommen.
Dennoch : die nächste Reise wird schon erwartet – wir wissen nur noch nicht, wohin !
Grüße und gute Fahrt für alle Leser,
Wolfgang
Bilder des Tages